Die Auswirkungen der EZB-Zinspolitik auf die Schweiz

Eine Analyse der Zinsdifferenz zwischen der EZB und der SNB

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angekündigt, ihre Leitzinsen in diesem Jahr zu senken, um die Inflation in der Eurozone zu reduzieren. Die erste Zinssenkung wird im Juni erwartet, weitere könnten bis zum Jahresende folgen. Die EZB muss jedoch auch die langfristige Entwicklung der Inflation berücksichtigen und eine optimale Zinsstrategie für das Jahr 2025 definieren. Die Zinspolitik der EZB hat einen direkten Einfluss auf die Schweiz, da die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Leitzinsen üblicherweise deutlich unter denen der EZB festlegen muss. Dies ist erforderlich, um eine Aufwertung des Frankens zu vermeiden und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft zu sichern. Dies ist ein, zur Gewährleistung der Preisstabilität, eigentlich subalternes Ziel der SNB, welches in den letzten Dekaden umso konsequenter verfolgt wurde. Die SNB wird daher die EZB-Politik genau im Auge behalten und ihre eigene Zinspolitik entsprechend anpassen.

Die Schweiz ist bekanntlich stark vom Handel mit der Eurozone abhängig, daher ist es entscheidend, dass die EZB die Inflation stabilisiert und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum unterstützt. Die Schweiz profitierte in den letzten turbulenten Jahren stets von einer stabilen und wettbewerbsfähigen Währung, die ihre Exporte verteuert und ihre Importe nicht verbilligt. Die SNB muss daher eine angemessene Zinsdifferenz zur EZB aufrechterhalten, welche den Franken weder zu stark noch zu schwach werden lässt. Ansonsten werden die Lohnstückkosten und somit die Preise der Schweizer Exportunternehmen in der Eurozone zu teuer, i,e, nicht mehr konkurrenzfähig und diese hierzulande zum Sparen und zum Stellenabbauen gezwungen. Im Extremfall könnte gar zu einer Deflation kommen, also einer negativen Inflation, sprich, sämtliche Schulden und somit auch die Hypothekarschulden würden inflationsbereinigt jedes Jahr steigen, ein Szenario, das man aus Japan kennt und welches es um jeden Preis zu vermeiden gilt.

Um jene Preisstabilität zu garantieren, welche die SNB anstrebt, muss diese ihre Leitzinsen in der Regel um etwa einen Prozentpunkt unter jenen der EZB ansetzen. Das bedeutet, dass sie sogar negative Leitzinsen einführen muss, wenn die EZB ihren Hauptrefinanzierungssatz auf null senkt - wie das zwischen 2015 und 2022 der Fall war. Die SNB reagierte bald darauf mit einem Zinssatz von minus 0,75 Prozent. Nun stellt sich natürlich die Frage, wie hoch die Leitzinsen der EZB zukünftig in etwa sein werden?

Die EZB hat kürzlich Schätzungen dazu gemacht und auch veröffentlicht. Mit verschiedenen makroökonomischen Modellen wurde errechnet, wo ungefähr die obere und die untere Grenze für die Leitzinsen anzusetzen wären. Die obere Grenze liegt bei 2,5 Prozent. Unter Berücksichtigung einer Inflation von 2 Prozent blieben real noch 0,5 Prozent übrig. Am unteren Ende der Schätzung wäre es ein Leitzins von 1,25 Prozent und nach Abzug der Inflation dann minus 0,75 Prozent. Wer zu diesem Leitzins Geld verleihen muss, verliert: Das Geld verliert real, i.e. inflationsbereinigt sukzessive an Wert.

Dies würde nach den Gesetzmässigkeiten der vergangenen Jahren, für die Schweiz Leitzinsen zwischen 1,25 und 0,25 Prozent bedeuten. Wenn die Inflation in der Schweiz dann bei 1 Prozent läge, wären die reellen Leitzinsen kaum über Null oder im Extremfall sogar deutlich darunter. Dies wäre eine eher trostlose Welt für alle Spar- und Gläubiger - und gleichzeitig eine angenehme Welt für Hypothekarnehmer und - so kontraintuitiv das auch scheinen möchte - die Banken - so war es aber bereits einmal für sieben Jahre, welche wir alle recht gut überlebt haben.

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